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CL 01: Von Feuerland zum Park Torres del Paine,

08.01. bis 23.01.2019

Wir verlassen den argentinischen Teil Feuerlands über eine wellige Staubpiste im Landesinneren und Reisen über die Grenze „Radman“ nach Chile ein. Im Hintergrund die schneebedeckten Wipfel der Kordilleren. Unser Ziel: der einsam in den Bergen liegende Lago Deseado. Kaum ein Fahrzeug ist in dieser menschenleeren Wald- und Sumpfgegend unterwegs. Die chilenische Regierung hat zur Erschließung der einsamen Region 2018 diese Schotterstraße neu bauen lassen ...den besten Untergrund den wir bis dato in Südamerika genießen durften.

Der See soll sehr fischreich sein. Weshalb wohl die oftmals betuchteren Freunde des Angelsports an dieses Gewässer (DZ 200 - 300 USD im einzigen Hotel) reisen, ...nur um ihren Köder baden zu lassen. Denn das kühle, windige, wechselhafte Wetter kann es definitiv nicht sein!

Zurück zum Biber ...genauer gesagt dem kanadischen Biber. Im Jahr 1946 setzte Argentiniens Flotte in Feuerland wenige Biberpärchen aus, um das Fell der Tiere zu nutzen. Der Biber kennt hier am Ende der Welt keine Feinde und konnte sich Schätzungen zufolge ungehemmt auf inzwischen 140.000 Tiere vermehren. Die angenagten Bäume sterben ab - mit Folgen für das gesamte Ökosystem. Mittlerweile beteiligen sich die Vereinten Nationen an der Biber-Bekämpfung. Also warum nicht den Biber auf den Tisch des Hauses ...dachte sich der Schlachthof des kleinen chilenischen Dorfes Cerro Sombrero. Bislang ist es ein Plan ...na dann, "buen apetito"!

Mit der abendlichen Ankunft zeigten sich auch gleich wenige Großnager an dem Zulauf des Sees. Nach dem Abendessen wollten wir die Schwanzträger digital ablichten ...unsere Ankunft sprach sich wohl rum und es zeigte sich kaum ein Tier in der sehr schlecht zugänglichen Wasser- und Moorlandschaft.

Zurück des Weges Richtung Norden, entlang einiger Flüsse mit Biberdämmen, an den mitten in Feuerland gelegenen fischreichen See – Lago Blanco. Die Lage des Sees mit den schneebedeckten Andenwipfeln ist einfach große Klasse ...aber der kalte Sturm mit Windstärke 8 – 10 ist für uns schon sehr gewöhnungsbedürftig.

Unser nächstes Ziel ist mittlerweile eines der Highlights Feuerlands – Park Pinguino Rey ...der Privat-Park der Königspinguine südlich von Onaisin direkt an der Magellanstraße.

Auf dem Weg dorthin besuchten wir eine aufgegebene Großmaschine der Goldgräber. Von Feuerland hatte sich der Fund des glänzenden Metalls in der Welt herum gesprochen. 1904 bis 1910 erlebte die Gegend den Höhepunkt ...wobei es noch heute auf Feuerland einige verwegene Schürfer geben soll.

Die einzige Königspinguin-Kolonie (ca. 50 Tiere) auf Feuerland und auf dem patagonischen Festland! Anfahrt mit dem Fahrzeug bis zum Parkeingang (Eintritt 12.000 CLP/pP = 16 €/pP). Von dort sind es ca. 80 m zum Bretterzaun, der die limitierten Besucher von den ungefähr 35 m entfernt lebenden Frackträgern trennt. Fernglas mitnehmen! Beim Wetter auf alles eingestellt sein!

Im Dezember legt das Weibchen ein einzelnes, 310 Gramm schweres Ei. Männchen (bis 95 cm, max. 15 kg schwer) und Weibchen bebrüten es im zwei- bis dreiwöchigen Wechsel während durchschnittlich 55 Tagen in einer Hautfalte. Das nichtbrütende Elterntier geht in dieser Zeit auf ausgedehnte Futtersuche.

Nach dem Schlüpfen braucht das Jungtier weitere neun Monate lang elterlichen Schutz. Erst nach 10 bis 13 Monaten erfolgt der Wechsel vom jugendlichen braunen Daunenschutz zum Erwachsenen-Gefieder und schließlich die Loslösung des Jungvogels von seinen Eltern.

Von den Königspinguinen verläuft unsere Tour entlang der Bahia Inutil in das 120 km entfernt liegende Hafenstädtchen Porvenir. Hier startet unsere 2 h Fährfahrt (130 €) über die Magellanstraße mit dem Ziel Punta Arenas, der 130.000 Einwohner Hauptstadt der Region Magallanes und Antarctica ...und hier sollen dann auch endlich chilenische Pesos am ATM zur Verfügung stehen! Stimmt ...und zwar bei der Scotiabank sogar kostenlos!

Die südlichste Kontinentalstadt der Welt ist die schönste Stadt in Patagonien. Sie überzeugt mit einer attraktiven Plaza, einem mit sehenswerten alten Häusern bestandenem Stadtzentrum, interessanten Museen und einem Friedhof, der lediglich in Buenos Aires (La Recoleta) seinesgleichen findet.

Wie konnte sich Punta Arenas (Sandige Spitze) in dieser kalten, windgepeitschten Region entwickeln? Vor 150 Jahren wurde sie als Strafkolonie und Militärstützpunkt gegründet. Der Hafen war von Bedeutung, da alle Schiffe bis zum Bau des Panama-Kanals (1914) die Südroute durch die Magellanstraße nahmen, um den Pazifik zu erreichen.

Die Einwanderer erhielten 1876 die Erlaubnis zur Schafzucht. Und die von den Falkland-Inseln importierten Schäfchen fühlten sich in dieser Landschaft auch wohl. Doch leider benötigten die Vierbeiner viel mehr Platz als in Europa ...und diesen Raum nahmen die Großgrundbesitzer den indigenen Einheimischen ab ...auch durch Gewalt. So lief es damals und in einigen Regionen der Welt läuft es heute so ähnlich.

Die Besitzer der ausgedehnten Estancias kamen durch den Export des Fleischs und vor allem der Wolle zu Reichtum, den sie durch den Bau der protzigen Villen im Stadtzentrum, vor allem um die Plaza, belegten. Auswanderer aus Europa, vorwiegend Engländer, Kroaten, Schweizer und Deutsche wurden als Handwerker seßhaft. Der heutiger Wohlstand entwickelte sich durch das Erdölgeschäft und den Tourismus. Ab auf's Fahrrad zur Stadterkundung.

Der zypressenbestandene Friedhof ist wohl der schönste und interessanteste ganz Chiles. Der vergangene Reichtum der Gründerzeit drückt sich nicht nur durch die teilweise haushohen Mausoleen der Schafdynastie der Familie Menendez aus.  Schlichter sind die Gräber deutscher Einwanderer und das Denkmal, dass an die indianischen Ureinwohner erinnert.

Sehr sehenswert ist die maßstabsgetreue Nachbildung des Schiffs „Nao Victoria“, mit dem der Portugiese Fernando Magellan 1519 von Spanien zur Weltumrundung startete und dabei die Magellanstraße entdeckte ...und genau dort steht das Schiff!