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AR 07: Insel Feuerland …tief im Süden

Anreise und Beagle-Kanal, 25. bis 30.12.2018

Nach den beeindruckenden Natur-Schauspielen im südargentinischen Gletscherpark rollten wir am 1. Weihnachtstag ca. 450 km über gut ausgebaute Asphaltstrecken (RN 40 + 5) in Richtung Südosten Patagoniens auf Rio Gallegos zu. Hauptstadt der argentinischen Provinz Santa Cruz.

Auf den 45-Grad-Rückenwind hat sich besonders unser MAN gefreut, der bei dem starken Gegenwind der letzten Wochen kurz davor war, die 19 Liter/100 km zu knacken!!! Bei uns in der Ecke säuft der Einspritzer nur 17,5 Litros. Übrigens kennt der Argentinier drei verschiedene Dieselsorten …10/500/1500 ppM Schwefelanteil. Unserem Euro 5 MAN gönnen wir immer nur das Beste …den guten Euro Diesel mit 10 ppM. Die Preise für den Liter Eurodiesel variieren je Region und Ölkonzern von ca. 37 bis 46 Arg. Pesos/Liter. Je nach Wechselkurs (Ende 2018 entspricht 1 Euro = ca. 41 ARS) ca. 0,90 – 1,10 €/Liter. Je südlicher desto günstiger. Also auf in Richtung Süden… nach Feuerland.

Doch bevor der südlichste Zipfel Amerikas!!! erreicht ist, erwartet uns an der Ruta Nacional 3 (RN 3) unser erster Grenzübertritt nach Chile. Um mit dem Fahrzeug von Südargentinien in den argentinschen Teil Feuerlands zu reisen, ist der Transit durch Chile unumgänglich.
Von anderen Reisenden und durch Infos aus der App „iOverlander“ hörten wir bereits, dass die Chilenen bei den Lebensmittelkontrollen keinen Spaß verstehen! Frei von Maul- und Klauenseuche sowie der Fruchtfliege. Dementsprechend mussten wir wohl oder übel unsere Gemüse-, Obst- Fleischreserven auf dem Weg zur Grenze vertilgen bzw. kochen und eingefrieren.

An dem gemeinsam betriebenen Grenzübergang (Chilenen und Argentinier sind keine Superfreunde, da noch immer Grenzstreitigkeiten vorliegen) hielten wir an und marschierten mit unseren Dokumenten ins Gebäude. Beide Zöllner hämmerten fix den Aus- und Einreisestempel in den Reisepass (Visum wird für Südamerika nicht benötigt). Die vorübergehenden, 3-monatigen Einfuhrgenehmigungen für den MAN und die Honda zog der Argentinier kurzum ein und sein Nachbar erstellte uns am PC ein neues Schriftstück für neue 3 Monate in Chile. Soweit flutschte es super fix.

Nun hieß es den Vordruck für die Lebensmittelkontrolle (Texte zum Glück auch in Englisch) auszufüllen. Bei der Frage, „Führen sie Lebensmittel mit sich“, ist unbedingt das „SI“ anzukreuzen, da die Entdeckung nicht freigegebener Lebensmittel zu einer nicht unbeachtlichen Geldbuße führen kann! Es gibt Reisende, die jedes noch so kleine Teilchen in einer in Spanisch fixierten Liste dem Kondukteur vorlegen …hatten wir nicht! Mit der sehr freundlichen Chilenin hinter dem Schalter gab es einen Wortwechsel mithilfe des „Google-Übersetzers“ …und siehe da, gekochtes Fleisch ohne Knochen ist ok …ahaaaa …ach so!!! Danke für den Tipp!!!

…rein ins Womo …ein Griff in den Kühlschrank und dann gings dem angebratenen Flattermann an den Kragen oder besser gesagt …in nullkomma nix wurde er entbeint.

Auch komisch, wie kann eine Hühnerbrust ohne Beine entbeint werden???        Grenzkontrolle Chile
Grenzkontrolle Chile

Im Schritttempo fuhren wir unseren LKW dann einige Meter vor das Untersuchungsgebäude …nach der Kür kommt die Pflicht! Eine andere Zöllnerin kletterte ins Wohnteil und „durchsuchte“ fast jede Schublade und stellte reichlich Fragen. Ein Stück Käse, 2 Eier und gekochte Kartoffeln ließen wir als „Leckerli“ im Kühlschrank …die Teile nahm sie auch und verschwand, nicht ohne unseren Weihnachtsbaum mit zu nehmen …na dann, Feliz Navidad!    

…unsere Körner, den geräucherten Schinken und unsere gefüllte Gefrierbox hat sie aber nicht entdeckt …so ein Grenzübertritt ist ganz schön spannend!

Nach einem kurzen Ritt erreichten wir die Magellan-Straße …eine nicht asphaltierte Straße! Der Portugiese Magellan entdeckte 1520 (nächstes Jahr Party) mit seinem Segelschiff diese Wasserstraße durch die Südspitze Amerikas …die Abkürzung vom Atlantik zum Pazifik benannte man dann nach der alten Spürnase.

In unserem Navi setzten wir einfach den Favoriten „Fähre nach Feuerland“ …so ändern sich die Zeiten.

Durch den Sturm war der Wasserkanal recht unruhig. So entschieden wir uns vor dem Fähranleger zu übernachten und morgen auf die Insel Feuerland über zu setzen.

Bezahlung der 20-minütigen Fährüberfahrt direkt an Bord des Schiffs in Dollar (ca. 25 €). Zum Glück, da es noch keine Möglichkeit gab an chilenische Pesos zu gelangen.

Während der ruhigen Überfahrt begleiteten uns spielerisch flink die kontrastreich gezeichneten Commerson-Delfine. Und in der Ferne erkannten wir die Blasfontäne eines Wals.

Auf Feuerland, 137.000 Einwohner, angekommen folgten wir der betonierten RN 3 durch die flache, teilweise hügelige Kältesteppe (Feuerland kennt Sommer-Tages-Max-Temperaturen um 15 Grad) in Richtung Ushuaia. Schon nach wenigen Kilometern erblickten wir auf einer Wiese etliche verschiedenfarbige Paarhufer aus der Familie der Kamele ...aber ohne Höcker ...doch gibt's ...nämlich die Art der Lamas.

Aus der Gattung der Lamas gibt es die Art des Guanakos. Und genau dieses Fleisch kauften wir direkt im Schlachthaus des kleinen chilenischen Dorfes Cerro Sombrero, dass zu 97,4 % vom Ölgeschäft lebt. Die sehr freundlichen Damen erklärten uns auch die Zubereitung ...lange kochen ...ungefähr 2 Stunden ...dann ist das Fleisch des Kamels servierfertig ...ok, wenn's so ist, dann probieren wir es und packten noch Lammfleisch ein. Demnächst soll evtl. noch der kanadische Biber auf der Verkaufsliste stehen ...warum, dazu später mehr. Und ab damit nach Argentinien.

Der Grenzübertritt zum argentinischen Teil der Insel Feuerland war ein „Kinderspiel“. Zwei Zöllner betraten unser Wohnmobil, wonach sie gesucht haben, wissen wir bis heute nicht -- sie haben nicht mal in den Kühlschrank geschaut – wahrscheinlich waren sie einfach nur auf das Innere neugierig.     

 

Zum Einkaufen und Übernachten zockelten wir nach Rio Grande an den Atlantik. Unser freier Übernachtungsplatz liegt direkt neben dem Gedenkplatz zum Falklandkrieg

 

Die Falklandinseln, spanisch: Islas Malvinas, sind eine Inselgruppe im südlichen Atlantik. Sie gehören geographisch zu Südamerika und liegen 400 km östlich von Südargentinien und Feuerland. Die Falklandinseln sind ein britisches Überseegebiet mit innerer Autonomie. Das Vereinigte Königreich übernimmt Verteidigung und Außenpolitik. Seit 1833 werden sie von Argentinien beansprucht.

Die militärische Besetzung der Inseln durch Argentinien am 2. April 1982 löste den Falklandkrieg aus: Großbritannien reagierte und landete sieben Wochen später mit Truppen auf den Inseln. Nach kurzen, aber blutigen Kämpfen konnten die britischen Truppen Argentinien am 14. Juni 1982 zur Aufgabe bewegen. Es fielen ca. 900 Soldaten, davon 649 Argentinier.

Uns fällt auf, dass der argentinische Staat durch Straßenschilder im Land stark die Zugehörigkeit zu Argentinien propagiert.

Unser nächstes Ziel auf der argentinischen Ruta 3 Richtung Süden war der Beagle-Kanal und die Estancia (Großgrundbesitz) Haberton. Der Beagle-Kanal trennt im Süden der Insel Feuerlands Argentinien und Chile.

Die Landschaft ändert sich stark. Fuhren wir südlich von Rio Grande noch durch baumlose Kältesteppe, so erblickten wir in der Ferne schneebedeckte Berge der südlichsten Andenkordilleren. Wälder, allerdings mit vielen abgestorbenen Bäumen, bedecken den südlichen Teil Feuerlands.

Nach einer recht moderaten Schotterpisten-Fahrt erreichten wir den aus ca. 17 Häusern bestehenden Ort Puerto Almanza. Die wohl hauptsächlich aus Fischern und Lebenskünstlern bestehende Bevölkerung hat sich auf den Fang der Königskrabben und des Merluza negra (Schwarzer Seehecht) spezialisiert. Die beiden superköstlichen Gerichte probierten wir dann auch fangfrisch in dem urigen und winzigen (ca. 3,85 x 4,19 m) Restaurant „La Sirena y el Capitan“. Kaminofen, 5 Tische und Blick auf die Wasserstraße mit Port Williams (Chile) im Hintergrund ...einfach der Hammer !!!

Von dort fuhren wir am Beagle-Kanal gen Osten ...zum südlichsten Ziel unserer Reise und dem südlichsten Punkt unseres Planeten (Süd 54.88424 ; West 67.23998) ...der überhaupt per Straße erreichbar ist – zur Estancia Haberton. Der Engländer und Missionar Thomas Bridges hat sich dort im Jahr 1886 als erster weißer Siedler mit seiner Familie niedergelassen. Heute lebt der Nachfahre in 5. Generation nur noch vom Tourismus. Das interessante Museum auf dem Estancia Gelände hat als Schwerpunkt den Bereich Meeressäuger. Die zahlreichen Skelette der im Großraum gefundenen Delfine, Wale und Robben sind sehr beeindruckend und werden bei Führungen von Praktikanten näher erläutert. An einer weiteren, aufschlußreichen Führung über das Estancia-Gelände erfuhren wir einiges über die Ureinwohner, Natur und Anfänge der ersten Siedler auf Feuerland.

Ushuaia und Nationalpark „Tierra del Fuego“,

30.12.2018 bis 07.01.2019

Nach unserer Ankunft in Ushuaia, Fin del Mundo, dem Ende der Welt wie es die Argentinier nennen, trafen wir hocherfreut unsere Reise-Bekannten aus Potsdam, Ute und Holger. Abends gesellten wir uns zu den beiden, die inzwischen zu den "Langzeitreisenden" Ulla und Hans-Jürgen Kontakt aufgenommen hatten. Danke für den schönen Abend!

 

Unser Blick auf Ushuaia und den Hafen von unserem wilden Stellplatz könnte von einem 7* Hotel nicht besser sein ...und das kostenlos!    

Mo. 31.12. gingen wir sechs zum Jahresende gemeinsam in den Knast ...das ehemalige Gefängnis und heutige „Museum del Presidio“. Ein Trakt des sternförmig, damals durch die Sträflinge gebauten Gebäudes zeigt noch die alten Gefängniszellen mit Sanitärräumen. Die anderen Trakte zeigen interessante Ausstellungen u. a. über die Anfänge der Besiedelung Feuerlands und Ushuaias, Tierwelt, Antarktis-Entdecker und und.

Silvester-Abend gesellten sich Ute und Holger zum Käsefondue zu uns ins Womo. Jeder gab, was der eigene Laden so hergab. Punkt 20:00 Uhr feierten wir das erste Mal den Jahresübergang ...mit den Daheimgebliebenen in Deutschland.
Nachdem es dem ein oder andere Korken an den Kragen ging, gesellten sich auch Ulla und Hans-Jürgen zu uns. Eng, aber gemütlich wurde es, als sich unsere Womo-Nachbarn aus USA, Brasilien und Kanada zu uns gesellten ...11 Menschen in unserer kleinen, fahrbaren Hütte ...geht doch.    

Mitternacht ging's bei + 6 Grad und eisigem Starkwind (eben Hochsommer auf der  Südhalbkugel) am südlichen Ende der Welt ins Jahr 2019 – mit Sekt und Wein, aber ohne Böller – dafür das beleuchtete Ushuaia und die Kreuzfahrtschiffe im Hintergrund!

Nach einem Tag „Kopf auslüften“ und faulenzen rollten wir zum wenige Kilometer westlich und an der Grenze zu Chile gelegenen Nationalpark „Tierra del Fuego - Land des Feuers“. Hier laufen die Südanden mit Höhen bis zu 2.500 m aus. Auf dem kostenlosen Campingplatz stehen überall im Gelände verstreut die Zelte der Rucksack-Touristen. Da fielen wir mit unseren dicken LKW’s schon etwas auf…

Die Wandermöglichkeiten sind hier nicht so spektakulär wie am Fitz Roy. Die Wege führen in dieser subantarktischen Zone hauptsächlich durch Lengabuchen-Wälder. Angesichts des windigen und wolkigen „April-Wetters“ unternahmen wir nur zwei Wanderungen. Wilde Orchideen säumten dabei unseren Pfad.

In der wenige Gehminuten entfernten Lapataia-Bucht des Beagle-Kanals endet die legendäre argentinische Nationalstraße „Ruta 3“ und die „Panamericana“ ...zur Hauptstadt Buenos Aires sind es von hier nur 3079 km und bis nach Alska nur  17.848 km ...na dann,  ...auf geht's Kameraden  ...Richtung Norden !!!

Nach einem Zwischenaufenthalt in Ushuaia, Wäsche reinigen lassen, Diesel- und Wasser tanken, einkaufen, setzen wir unsere Fahrt mit dem Ziel fort „ab in Richtung Norden“!

Naja, bestimmt gönnen wir uns doch noch ein paar tausend Schlenker in Südamerika. Angefangen mit dem 100 km langen Lago Fagnano ...dem größten See auf Feuerland und dem kleinen Lago Yehuin an dem wir an einem zerfallenen Hotel campieren. Von den Ästen der Bäume hängen fadenförmige Bartflechten. Zum komfortableren Reisen auf den Schotterstraßen verringern wir den Reifendruck um ca 40 %.