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AR 06: Patagonischer Gletscherpark

Nördliche Seite, El Chalten, Fitz Roy und Cerro Torre,

12. – 18.12.2018

Nachmittags, 12.12.2018, hielten wir am geschotterten Aussichtspunkt, wenige hundert Meter vor dem touristischen Ort El Chalten, an, um uns einen Überblick über die atemberaubende Bergregion der südlichen Anden-Ausläufer zu verschaffen. Alleine die Anfahrt aus der südpatagonischen öden, baumlosen Steppe, östlich der Anden, war für uns ein Highlight. Der auf 350 MüNN liegende und von Gletschern gespeiste Lago Viedma war uns auf den letzten 100 km ein treuer Nachbar.

Anreise Gletscherpark Nord

Gleich beim Losfahren auf dem abschüssigen Asphalt merkten wir, dass von hinten ein ungewohntes Geräusch zu unseren Ohren drang …Leerlauf …Motor aus …klack …klack …klack schallte es rhythmisch. Rechts ran und nach kurzer Diagnose stellte sich raus, dass wir uns auf der steinigen Plattform einen dicken Brocken zwischen die Zwillingsreifen gefahren hatten – oh Schreck.

Klaus konnte ihn mit dem Hammer nicht lösen, daher schlichen wir zum Stellplatz für Wohnmobile am Visitorcenter vom 2.300 Seelendorf El Chalten. Und siehe da, unsere Potsdamer Bekannten, Ute und Holger, stehen auch da. Holger konnte zwar den Stein mit dem Brecheisen entfernen, aber das Ventil des inneren Pneus war beschädigt. Innerhalb kürzester Zeit verlor der Hinterfuß seine Luft!!!

Nach kurzer Absprache mit anderen zu Hilfe Eilenden, krochen wir im Schneckentempo auf fünf Hufen (der eine Zwillingsreifen war ja platt) zur einzigen, örtlichen Reifenwerkstatt. Erleichterung bei allen, als Miguel aus seinem Werkstattgewusel ein passendes Ventil zaubert. Als versierter Pneu-Schrauber machte er sich am MAN Zi (MAN + Zi vom Kennzeichen) zu schaffen. Leider brachte der Hightech-Luftkompressor seiner Werkstatt nur 4 bar auf‘s Barometer …aha …6 bar hätte der MAN Zi schon gerne auf der Pelle! Da konnte nur die Eigenluftversorgung des MAN helfen … geht doch! – juhuuuuu.

Ohne Reifen geht nix...

Nebenbei lief aber ein ganz anderer Film ab …Reinhold Messner, das bärtige 74 jährige Kraxel-Urgestein aus Südtirol, lief zu Filmarbeiten an unserem MAN Zi entlang – unglaublich. In einer kurzen Drehpause plauderte er mit Holger und Tine …ob wir aus Alaska kämen …nein, aus Montevideo …ach so und verschwand in einer Hütte!

Er weilte mit einem Filmteam in El Chalten, um einige der weltweit schwierigsten Kletterberge, Fitz Roy und Cerro Torre, abzulichten und drehte mit dem Hubschrauber immer wieder seine Runden in die Berge.

…an ein Foto mit der Kletterikone hatten wir bei all der Aufregung nicht gedacht …na ja, bestimmt beim nächsten Mal, aber vielleicht ist ja der MAN-Zi im Fernseher und wird ein Moviestar.

 

Auf dem kostenfreien Grasgelände nahe des Parkeingangs ist großes „Fernreise-Treffen“. Etliche deutsche Overlander, einige mit ihren Allrad-LKW’s, stehen hier mit uns – ein großer Informations-Austausch zu den Wandermöglichkeiten und sonstigen News kann beginnen.

Einen besonderen Abend verbrachten wir bei Heinrich und Ingrid im Womo …Filme und Fotos aus dem südchilenischen „Park National Torres del Paine“ von einer Pumafamilie aus nächster Nähe …der Hammer!!!

Die Schweizer Susanne und Uli zeigten uns tags darauf spektakuläre Fotos von Orcas, die immer wieder versuchten Seelöwen am Strand der Halbinsel Valdes zu jagen. Dabei schossen die bis zu 10 m langen Körper der Schwertwale komplett auf das Gestade …ein faszinierendes Spektakel, dass nur wenige Menschen bislang erlebten …der Hammer!!!  

...wo ist Reinhold?

Mittlerweile konnte Klaus, durch die Nähe zu El Chalten, dank unserer argentinischen SIM-Karte, wieder ins Mobilfunknetz, um mit Honda Deutschland zu telefonieren. Unsere CB 500 X stand seit der Abfahrt in Selm in der Womo - Heckgarage …nur anspringen wollte die Zicke nicht.

Dem Tipp von Honda De, mal den Zündschlüssel zu wechseln, wollte Klaus nicht so recht trauen. „Ich probier’s einfach“ …und war weg. Nur kurze Zeit später arbeiteten die 2 Zylinder im 4 Takt …wooooow …Schlüsselwechsel!!!

Der eine der drei Schlüssel, womit wir es immer wieder versucht hatten, wurde wohl von der Wegfahrsperre nicht erkannt …ist doch der Hammer ..oder!!!???

Hurra …und los geht‘s zur ersten kleinen Zweiradtour an den Gletschersee Lago Viedma.

... das Motorrad läuft endlich wieder!

Natürlich sind die großen Steinklötze (3.000 m von unserem Womo zur Fitz Roy Spitze) millionenfach auf was auch immer gebannt …aber, dass schönste Ergebnis und Erlebnis liefert der Sonnenaufgang, wenn die Bedingungen stimmen!!!

Und dazu ist es erforderlich im südpatagonischen Sommer, Ende Dezember, den Wecker auf „F Ü N F“ Uhr zu stellen. Hallo …mitten in der Nacht aufstehen …das soll Urlaub sein.

Um „Fünf“ klingelte das Ungetüm …kurze Orientierung …noch im Liegen hoch mit der Fensterabdunklung …direkter Blick auf die echte Kulisse …und …dichte Wolken …Entwarnung und weiter schlafen!
24 h später ein neuer Versuch …das Bergmassiv ist gut zu erkennen …ein leichter Rotschimmer auf den zarten Wolken …das könnte er werden …DER Sonnenaufgang …sicher war ich (Klaus) mir erst, als unsere Womo-Nachbarn ihre langen Rohre auf die Kameragehäuse drehten und Reinhold (der muss es doch wissen …der alte Fuchs) mit dem Heli in das Massiv abschwenkte …und ab da hieß es …einfach genießen!!!

Sonnenaufgang am Fitz Roy und Cerro Torre

Unsere erste Kurzwanderung brachte uns auf einen kleinen Aussichtspunkt hinter dem Womo-Stellplatz und weiter zum Fernblick (100 km sind bei der trockenen, klaren Luft gen Osten locker drin) auf den Lago Viedma, in den der Viedma-Gletscher kalbt.

Heute allerdings sollte es gemeinsam mit unseren schweizer Womo-Nachbarn, Uli und Susanne, dem Fitz Roy an den Kragen gehen …ca. 900 Höhenmeter zu dem „Gletschersee Tres Lagos“ zu Füßen des Fitz Roy. Die ca. 25 km Wanderung ist ein absoluter Genuss für die Sinne …obwohl das Klaus Füße in den nächsten Tagen ganz anders sahen.

Nach dem Marsch riefen am nächsten Tag unsere Körper nach ein wenig Entspannung. Naja, und so einen Hilferuf mochten wir dann doch nicht ablehnen. Bei kaum Wind!!! und Sonnenschein mit angenehmen 20 Grad Celsius mochte auch unser Rundgrill zum Abend mal wieder gerne einige Stückchen Rindfleisch von der besten Sorte brutzeln.

Mit dem Gläschen trockenen Malbec in der Hand schauten wir nicht schlecht, als Herr und Frau Gürteltier immer mal wieder aus Neugier eintrudelten und sich als sehr zutraulich erwiesen.


 

Gletscherpark Südseite: El Calafate, Upsala-, Spegazzini und Perito Moreno-Gletscher

19. – 25.12.2018

Nach einer Tagesfahrt entlang des Lago Viedma und Lago Argentino (Seespiegel 180 m über dem Meer) erreichten wir das südlich gelegene, lebhafte und touristische Städtchen El Calafate.

Lago ArgentinoLago Argentino

 

Mit unseren Fahrrädern ging es am nächsten Tag auf Erkundungstour. Eine kilometerlange, breite Uferpromenade, die wohl für „noch mehr“ Touristen ausgelegt ist, führte uns zu einem direkt am Lago Argentino gelegenen Vogelpark (u. a. Fahrradtour El CalafateFahrradtour El Calafateviele Flamingos).

Im weiteren Verlauf entlang des Sees weideten unterschiedlich farbige, gut gebaute Pferde, standen weitere exotische Vögel und tummelten sich an einem Sandstrand plantschende Kinder in dem von Gletschern gespeisten Lago Argentino …und immer wieder im Hintergrund die schnee – und eisbedeckten Bergspitzen der Südanden …einfach traumhaft!!!


Nach einer kurzen, aber heftigen Bergfahrt besichtigten wir das sehr interessante und aufschlussreiche Gletscher-Museum. Zwei Filmbeiträge stellen in sehr anschaulichen, informativen Aufnahmen die Welt der Gletscher dar.

Bei unserem Bummel durch den Ort schallte Livemusik aus der Hausbrauerei …also nix wie rein. Klaus gönnte sich frisch gebrautes IPA = Indian Pale Ale (Hopfengehalt 48 IBU). Der Halbe für 130 ARS = etwas über 3 Euro. Mich sprach der argentinische Weißwein an …das recht gut eingeschenkte Glas mit dem hellen Tropfen schmeckte einfach klasse …und das für 2 Euro …na also, geht doch! Wettbewerb belebt das Geschäft!

Bilder El Calafate und Gletschermuseum

Um eine Schifffahrt auf dem Lago Argentino zu den Gletschern zu unternehmen, rollten wir mit dem MAN zu dem Hafen des 5-Häuser-Dorfes Puerto Bandera. Von hier starten die Boote zu den verschiedenen Gletschern der größten Eismasse außerhalb von Grönland und der Antarktis.

Nach kurzer Information entschieden wir uns für die 9-Uhr-Tour zum Upsala- und Spegazzini-Gletscher (Tages-Eintritt National Park Gebühr einschließlich Perito Moreno = 17 €), in der Hoffnung, dass der allgegenwärtige patagonische Wind noch nicht so stark bläst. Na ja, so zumindest die Theorie!

Am nächsten Morgen brodelte die Oberfläche des riesigen Sees (2 x so groß wie der Vierländersee / Bodensee) …was blieb uns übrig …los ging unsere super-interessante, fünfstündige Katamaranfahrt Katamaranfahrt auf dem Lago Argentino zum Upsala- und Spegazzini-GletscherKatamaranfahrt auf dem Lago Argentino zum Upsala- und Spegazzini-Gletscherzum Upsala- und Spegazzini-Gletscher. Bereits nach kurzer Fahrt sichteten wir auf dem See die ersten in vielen Blautönen schimmernden Eisberge.

 

Den Upsala-Gletscher (= von der Eismasse größter Gletscher in Südamerika) konnten wir aus Sicherheitsgründen nur aus der Ferne sehen, da der stark kalbende Gletscher für stetigen und großzügigen Eisstücknachschub sorgt. Dafür waren die schwimmenden, teils mehr als haushohen Eisblöcke, ein geniales Fotomotiv der Gäste aus der ganzen Welt.

 

 

Lernten wir doch im Museum tags zuvor, dass nur 10 % eines Eisbergs aus dem Wasser schauen …davon könnte sich ganz Patagonien einen Caipirinha basteln! …aber wo kommen dann die Limetten her …zumindest nicht aus den Supermärkten der Südspitze Südamerikas!  

Upsala-Gletscher

Am Spegazzini-Gletscher dürfen die Schiffe sehr nahe an die Gletscher-Kalbungsfront heranfahren. Er ist an der Spitze seiner Gletscherzunge mit einer Höhe von ca. 130 Metern (Eisdicke oberhalb der Wasseroberfläche), der höchste Gletscher in Südamerika und ein total beeindruckendes Eisgebilde.

...da issa !!!...da issa !!!

 

Christine durfte ein ca. 300 Jahre altes, von der Besatzung herausgefischtes Eisstück in Händen halten …leider liegen Gin und Tonic im Wohnmobil Kühlschrank!!! …wir kommen bestimmt noch mal wieder …Prost!

Spegazzini-Gletscher

Ab ins Womo und  auf kurviger Straße zum ca. 50 km entfernten Perito-Moreno-Gletscher, da der NP Einritt noch gültig ist. Ein absolutes Highlight unserer bisher 60-tägigen Reise.

Für die vielen Besucher aus aller Welt sind die vom Parkplatz nur wenige Meter gegenüber der Abbruchkante errichteten Laufstege bzw. Plattformen durch einen kurzen Spaziergang zu erreichen. Als wir zum Nachmittag anreisen, sind schon viele Tagesbesucher, die mit Bussen aus El Calafate angereist sind, wieder auf dem Rückweg.

 

Und dort liegt er nun …DER Gletscher …Perito Moreno  !!!

 

Perito Moreno Gletscher im Gletschergebiet der südamerikanischen AndenPerito Moreno Gletscher im Gletschergebiet der südamerikanischen Anden

…einer der größten Auslassgletscher in den südamerikanischen Anden. Bekannt ist der Gletscher vor allem dadurch, dass seine im Lago Argentino liegende Gletscherzunge durch das Wachsen des Eises den südlichen Arm des Sees in unregelmäßigen Abständen gegen das Festland absperrt. Der See staut sich viele Meter und schafft irgendwann, unter großem Medienrummel, eine Verbindung zum unteren See. Der Perito Moreno schiebt sich auf das Land ...an der Stelle bricht der obere See nach der Stauung durch!Der Perito Moreno schiebt sich auf das Land ...an der Stelle bricht der obere See nach der Stauung durch!  

Die Eis- und Schneemasse ist ca. 30 km lang mit einer Fläche von 254 qkm. Breite an der Gletscherzungenspitze 4,5 km mit einer Höhe von 55 bis 75 m. Außergewöhnlich sind nicht nur seine Ausmaße, sondern die Tatsache, dass er immer noch wächst, trotz Klimaerwärmung. Die Gletschermassen schieben vorwärts sich täglich um ca. 2 m vorwärts. Die Ausflugsdampfer, die auch hier verkehren, lassen uns die gigantischen Dimensionen des Riesen nur erahnen.

Bootstour zum Gletscher... Bootstour zum Gletscher...

 

 

 

Wir hören ständig das Knacken und Grollen des Eises. Immer wieder brechen (genannt „kalben“) kleinere und größere Eisstücke (teilweise 50 m hoch) ab und stürzen krachend, mit einer großen Welle verbunden, in den Lago Argentino, um dann, manchmal erst nach vielen Sekunden, wieder auf zu tauchen. Als ob jemand einen Böller neben uns zündet …eines der größten Naturschauspiele weltweit!!!

 

 

Um einen dieser ohrenbetäubenden Abgänge zu filmen, hatte Klaus ständig eine markante, blau schimmernde ca. 20 m hohe Eissäule im Auge …unser Top-Favorit! Wir waren uns einig …die Säule bricht als Nächste. Es war auch so, aber genau in dem Moment, als Klaus den Akku seiner Kamera wechselte – shit happens!!!

Perito-Moreno-Gletscher

Bei 21 Grad Außentemperatur standen wir mit unserem Camper Heilig Abend in El Calafate. Direkt am Ufer des riesigen, blau schimmernden Lago Argentino. Seit einigen Tagen ist hier in Südamerika Sommer. Somit geht die Sonne, die ihren südlichsten Zenitpunkt in NordargentiAbendstimmung am Lago ArgentinoAbendstimmung am Lago Argentinonien am südlichen Wendekreis des Steinbocks erreichte, nun erst gegen 22:30 Uhr unter. Also viel Licht bis tief in die Abendstunden.  

Der unter dem Womo-Dach hängenden, luftgefüllten Weltkugel wurden liebevoll LED-Lichterketten umgehängt und ein mit einer Wäscheklammer fixierter Nadelbaumzweig diente kurzerhand als Weihnachtsbaum…

Das kleine, mit Windlichtern betriebene Klappraclette (ca. 7 x 16,5 cm) leistete super Dienste, um unsere kulinarischen Köstlichkeiten zu erhitzen. Dazu ein trockener Roter aus dem argentinischen Weinbaugebiet Mendoza… ist doch Weihnachten!

Unser Blick wandte sich öfter den futtersuchenden Flamingos zu …scheinbar hatten die langbeinigen Tiere kein so dolles Miniraclette!