AR 05: Ausflüge in die Vergangenheit
Bosque Petrificado Sarmiento und Cueva de las Manos am Rio Pinturas … weg vom Atlantik in Richtung Westen, 09. - 11.12.2018
Bosque Petrificado Sarmiento (Versteinerter Wald)
Nach 32 km Schotterpiste, südlich der Kleinstadt Sarmiento, und einer windigen Nacht auf 450 m/üM an der Straße, erreichte unser Womo gegen Mittag die Rangerstation des Bosque Petrificado (Eintritt 185 arg. Pesos, ca. 4,30 €). In Argentinien existieren mehrere Gebiete mit versteinerten Bäumen. Für den „Wald“ von Sarmiento entschieden wir uns, da er an unserer Route Richtung Anden liegt und relativ leicht zugänglich ist. Ein gut ausgeschilderter Rundweg von ca. 1,5 km sollte uns durch das Gebiet des versteinerten Waldes führen.
Zu dem Zeitpunkt gab es keine weiteren Gäste …also platzierten wir unseren Dicken auf dem schrägen Grund einfach lagetechnisch optimal …auf ca. 2,53 Stellplätzen …oh, dass mochte unser uniformierter Ranger, nachdem er Tine aufforderte die Handtasche abzugeben (…es gibt wohl etliche Südamerikaner die gerne ein Stückchen zu Stein gewordenem Holz zuhause zu Dekorationszwecken auslegen…), gar nicht!!! Sein künstlerisches Gestikulieren mit spanischem Sprachzusatz brachte uns zu der Erkenntnis, dass er es wohl gerne sieht, wenn wir raumsparend einparken …aha, so möchte er es also! Also umgeparkt …aber warum, es ist doch niemand zugegen …wenn nun doch plötzlich viele Fahrzeuge kommen, dann …wir blieben die einzigen auf dem Parkplatz bis zu unserer hoch zufriedenen Rückkehr!!!
Im Laufe von 65 bis 150 Mio. Jahren verwandelten sich die einst in ca. 20 m Ablagerungen vulkanischen Ascheregens erstickten Baumriesen in steinerne Säulen. Der Prozess der Petrifizierung vollzog sich durch das in das Holz eindringende Regenwasser. Beim Durchsickern der Asche lud es sich mit Siliziumsalzen auf, die es ins Zellgewebe transportierte, um die dort verfallende pflanzliche Substanz zu ersetzen. Bei diesem osmotischen Wunderwerk der Mineralisierung wurde nicht nur Zelle für Zelle nachgebaut, sondern auch die Morphologie der Stämme als Ganzes erhalten.
Die Stämme haben teilweise einen Durchmesser bis zu einem Meter und sind bis zu 10 Meter lang. Die versteinerten Bäume und Bruchstücke sehen aus, als ob ein Riese Mikado gespielt hätte. Teilweise hatten wir den Eindruck, als ob der Riese „Brennholz geschlagen“ hätte, da der Boden mit Holzsplittern übersäht war …nur sind diese Stückchen aus Stein – unglaublich.
Versteinerte Bäume
Im Hintergrund erheben sich die gestreiften Felsen des Cerro Abigarrado, der mit den verschieden farbigen Erdschichten von der Entstehung unserer Erde „erzählt“ ... und dazu gehören natürlich auch die Dinosaurier, die vor ca. 95 Mio. Jahren hier gelebt haben... anscheinend gibt es vereinzelte Exemplare auch heute noch - denn plötzlich taucht einer hinter unserem MAN auf...
Dinos
Cueva de las Manos am Rio Pinturas
Über eine ca. 25 km lange Wellblechpiste ratterten wir am nächsten Tag an den Rio Pinturas, zum UNESCO Weltkulturerbe „Cueva de las Manos“ = Höhle der Hände. Nach der Bezahlung des Eintritts, 200 arg. Pesos (ca. 4,70 €) pro Person, führte uns (drei Argentinier, davon ein Motorradfahrer) zum späten Nachmittag eine sympathische Rangerin einige hundert Meter entlang der großartigen Schlucht zu den ersten Felszeichnungen. Sie informierte uns in Spanisch und Englisch über die Entstehung der verschiedenen Motive. Diese Darstellungen sind allerdings nicht in einer Höhle, wie der Name eigentlich sagt und wir erwartet hatten, sondern an den Außenwänden der schroffen Steilwände vulkanischen Ursprungs. Eine ca. 2o m lange Vertiefung in der bis zu 3oo m hohen Felswand existiert zwar auch, aber beinhaltet kaum Motive. Die Wandmalereien zeigen vor allem Hände (829 an der Zahl und bis auf ca. 30 …nur linke Hände) sowie Guanakos (domestizierte Lamas …also eine Kamelart). Es ist unglaublich, dass diese zwischen 7370 und 1430 vor Christi Geburt entstandenen Bilder heute immer noch in rot, gelb, ockerfarben, schwarz und weiß leuchten. Nach interessanten zwei Stunden verabschiedeten wir uns von der Rangerin und wünschten dem Biker immer viel Glück ordentlich vom Eisenschwein abzusteigen …er kann’s bei den Straßenverhältnissen wohl gut brauchen!
Von dem Canyon des Rio Pinturas, mit dem saftig grünen Talboden, auf dem entlang des Flusses Pferde, Schafe und Rinder grasen, waren wir total begeistert. Die bis zu 400 m tief eingeschnittene Erdvertiefung ähnelt sehr dem Grand Canyon in den USA …nur in klein.
Freistehend übernachteten wir in der wüstenähnlichen, kargen Landschaft am Ende eines nahegelegenen (ehemaligen?) „Rollfeldes/Flughafen“, ca. 1 km oberhalb der Rangerstation mit genialem Blick auf den Canyon des Rio Pinturas. Nachts strahlten Millionen von Sternen über unserem Kopf. Ein ungeheures Lichtermeer, dass durch kein Fremdlicht und einem gering strahlenden Mond in der Form nur auf der südlichen Halbkugel zu sehen ist.